Call for Papers
Jiddische Musik – Historisch informierte Aufführungspraxis
Weimar, 19.-22. Juli 2016
„Musiker*innen, die sich – in welchem Maß auch immer – auf historische Aufführungspraxis berufen, sollten ihre Aufmerksamkeit auf die wissenschaftliche Forschung richten, egal, ob sie diese Erkenntnisse letztendlich nutzen oder nicht. […] Während Fragen der Aufführungspraxis und des technischen Trainings das tägliche Brot der Musiker*innen sein sollten, dürfen fundamentale Fragen, die Zukunft unserer Forschung und unseres Musizierens betreffend, nicht ignoriert werden. […]”
(Trevor Pinnock: “Reflections of a ‘Pioneer’,” in Early Music XVI/1 (2013): 21) alles lesen
Call for Papers
Jiddische Musik – Historisch informierte Aufführungspraxis
Weimar, 19.-22. Juli 2016
„Musiker*innen, die sich – in welchem Maß auch immer – auf historische Aufführungspraxis berufen, sollten ihre Aufmerksamkeit auf die wissenschaftliche Forschung richten, egal, ob sie diese Erkenntnisse letztendlich nutzen oder nicht. […] Während Fragen der Aufführungspraxis und des technischen Trainings das tägliche Brot der Musiker*innen sein sollten, dürfen fundamentale Fragen, die Zukunft unserer Forschung und unseres Musizierens betreffend, nicht ignoriert werden. […]”
(Trevor Pinnock: “Reflections of a ‘Pioneer’,” in Early Music XVI/1 (2013): 21)
Trevor Pinnock, einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis, schrieb diese Sätze im Jahr 2013. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Jahrhunderte seit der Wiederentdeckung der Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barock vergangen. In Hinsicht auf Forschung und Aufführungspraxis hatte sich, in zuvor nie dagewesenem Maße, eine professionelle Szene entwickelt, die sowohl aus Wissenschaftler*innen, als auch aus Musiker*innen bestand.
Jiddische Musikkulturen sind seit den 1970er Jahren in den USA und Europa ebenfalls enthusiastisch wiederbelebt worden, jedoch mit dem grundlegenden Unterschied, dass die Musikwissenschaft – mit wenigen Ausnahmen – weder darauf vorbereitet war, noch großen Enthusiasmus erkennen ließ, diese Bewegung zu unterstützen. Daher wurde es für die meisten Musiker*innen zur Notwendigkeit, auch Musikethnolog*innen zu sein. Sie fanden und studierten Aufnahmen und Sammlungen, leisteten musikethnologische Feldarbeit und gaben ihr Wissen mündlich, also in der traditionellen Unterrichtsmethode, an Student*innen und Kolleg*innen weiter.
Heute, 40 Jahre später, in einer (noch näher zu diskutierenden) Post-Revival-Ära, stellt sich die Frage, ob Pinocks Aussage auch auf die heutigen Klezmorim und Jiddisch-Sänger zutrifft. Ist für die Musiker*innen der heutigen Generation die Musizier- und Aufführungspraxis wirklich das tägliche Brot? Oder, weitergehend gefragt: Wäre es ihnen überhaupt möglich, sich damit zu beschäftigen?
Daher lädt diese Konferenz Wissenschaftler*innen, Musiker*innen, Bibliothekar*innen und Archivmitarbeiter*innen gleichermaßen ein, Abstracts zu folgenden Themenbereichen einzusenden:
• Quellen der historischen Aufführungspraxis: Sammlungen, Zugänglichkeit von Materialien und deren Edition, strukturelle Unterstützung
• Welche Musik wurde/wird im Revival gespielt? Stil, Stilperioden, geografische und andere Zuordnungen sowie ästhetische Kriterien
• Analyse des Instrumentalmusik-, Lied- und Tanz-Repertoires.
• Analyse der Aufführungspraxis: Verzierungen, Mikro-Improvisation, Stilistik der Instrumentalmusik, des jiddischen Liedes und des jiddischen Tanzes.
• Analyse von Instrumental- und Gesangstechnik
• Vorschläge für die Standardisierung der Musiknotation jiddischer Verzierungstechniken
• Beziehungen zwischen jiddischer und anderer zeitgenössischer Aufführungspraxis (z. B. Theatermusik, Volksmusik, Popmusik, chassidische und (para-)liturgische Musik, Jazz, urbane und ländliche Musik, genderspezifische Musik etc.)
• Analyse der musikalischen Kontinuität zwischen Aschkenas I und Aschkenas II
• Institutionalisierung und Ausbildung: kritische Reflektion
Das Augenmerk der Konferenz liegt auf jiddischer Musik in ihrer historischen und geografischen Bandbreite, von den Anfängen im Mittelalter bis hin zu ihren europäischen und weltweiten Ausprägungen des 21. Jahrhunderts.
Im Nachgang zur Konferenz wird ein Handbuch „Jiddische Musik – Historische Aufführungspraxis” (Arbeitstitel) erscheinen. Alle Konferenzteilnehmer*innen sind verpflichtet, der Veröffentlichung ihrer Beiträge zuzustimmen. Hierbei bieten wir verschiedene Möglichkeiten und Formate an: a) ein Essay b) eine Transkription des Vortrages. Alle Vorträge werden aufgenommen.
Stipendien: Während der Konferenz wird Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung gestellt. Wir bieten finanzielle Unterstützung der Reisekosten und geringfügige Kompensation für Konferenzteilnehmer an, die keine Unterstützung von Universitäten oder anderen Institutionen erhalten können. Bitte kontaktieren Sie uns diesbezüglich, sobald Ihr Vortrag angenommen wurde.
Bitte senden Sie ein Abstract in der Länge von maximal 200 Wörtern bis zum 01.03.2016 an Diana Matut: diana.matut@judaistik.uni-halle.de
Die Darbietung von Live-Musik zur Illustrierung der Vorträge ist höchst willkommen!
Ein interessantes und abwechslungsreiches Abendprogramm ist in Planung.
Wir freuen uns darauf, Sie in Weimar begrüßen zu dürfen!
Diana Matut, Andreas Schmitges, Alan Bern schließen